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HDV contra HD(TV)

Die wichtigsten Unterschiede wollen daher einmal näher analysieren:
 

1.HDV zeichnet im höchsten Qualitätsmodus nur 1440 x 1080 Pixel auf. Gegenüber den „echten“ 1920 x 1080 Pixel von HDTV, gibt es also einen horizontalen Auflösungsverlust von ca. 25 Prozent. Wie schon bei der echten 16:9-Aufnhame im DV-Format werden die Pixel nichtquadratisch (non-square) aufgezeichnet und später entzerrt, damit das Seitenverhältnis von 16:9 korrekt erhalten bleibt. In der Praxis dürfte dieser Schärfeverlust jedoch nicht sonderlich ins Gewicht fallen. Nur auf entsprechenden Profigeräten dürften geschulte Augen einen Unterschied erkennen können. Viel deutlicher werden dagegen die Optiken der günstigeren HDV-Modelle die Bildqualität limitieren.
 
2.Im höchsten Qualitätsmodus (1440 x 1080 Pixel) gibt es in der HDV-Spezifikation keinen Progressive-Modus. Es kann also nur interlaced aufgezeichnet werden. Da gerade diese Auflösung jedoch für viele Independent-Filmer am interessantesten sein dürfte, verhindert dies auf den ersten Blick den Einsatz bei Low-Budget-Film-Produktionen. Schließlich will man auf der Leinwand ja keine Interlaced-Kämme sehen. Doch auch dieses Problem lässt sich umgehen: Zum einen werden in Zukunft viele Kinos auch digital projizieren können. Es ist zu erwarten, dass entsprechende Beamer auch HD-Interlaced-Video unterstützen werden. Zum anderen gibt es mittlerweile eine Reihe guter Software-Filter, die Interlaced-Video in Vollbilder umwandeln, ohne allzu viel Schärfe aus dem Bild zu nehmen.
 
3.Das größte Problem dürfte dagegen die starke Kompression des HDV-Formates sein. Denn gegenüber MiniDV werden aufgenommene Bilder nicht mehr einzeln aufgezeichnet. Stattdessen werden mehrere Bilder zusammengefasst und nur die Unterschiede zwischen den Bildern gespeichert (sog. IBP-GOP-Struktur). Gerade wenn man in der Nachbearbeitung eine Farbkorrektur durchführen will, können hier schnell Kompressionsartefakte zum Vorschein kommen, da bei dieser Form der MPEG-2 Aufzeichnung viel Information wegrationalisiert wird, die bei der Aufnahme für das Auge überflüssig erscheint.
4.Unterstützt wird diese Problem durch die schon bedenklich niedrige Datenrate von maximal 25 Mbit. Diese HDV-Datenrate entspricht genau der Datenrate von MiniDV, jedoch müssen darin vier mal mehr Bildinformation übertragen werden. Wie stark sich dies in der Praxis auswirken wird, bleibt abzuwarten. Betrachtet man die Profisysteme HDCAM oder DVCPro HD, so bieten diese bei Datenraten zwischen 100 und 140 Mbit/s und einer echten Einzelbildaufzeichnung (I-Frame-Only) deutlich mehr Qualitätsspielraum.

Jedoch sollte man die Qualität von HDV nicht von vorneherein als grundsätzlich schlecht abschreiben. Eine Daumenregel aus dem Broadcast Bereich besagt, dass eine effektive IBP-Kompression mit 25 Mbit/s ungefähr einer IFrame-Only Datenrate von 60 Mbit/s entspricht. Eine ähnliche Problematik findet sich ja bereits bei dem Vergleich mit DVD-Camcordern. Diese zeichnen im höchsten Qualitätsmodus ebenfalls nur mit ca. 8 Mbit ein PAL-Signal als IBP-MPEG2-Strom auf. Dies entspricht ungefähr einem drittel der DV-Datenrate und lässt bei guten Aufnahmen kaum einen einen Unterschied zu gleichwertig ausgestatteten DV-Camcordern sichtbar werden. Bei sorgfältig ausgeleuchteten Bildern besteht also die Chance, dass sich die HDV-MPEG2-Artefakte auch bei schnellen Bewegungen in Grenzen halten werden. Jedoch lässt sich über all dies momentan nur spekulieren, da wir noch keine Serienmodelle zum Test in der Redaktion hatten und die bisher veröffentlichten Erfahrungen im Netz sehr unterschiedlich ausfallen (Von euphorisch bis vernichtend).

 
Leichter Schnitt
Und auch beim Schnitt bringt das neue HDV-Format einige Vorteile mit sich. Als Übertragungsweg wurde das bereits weit verbreitete Firewire-Interface gewählt. Zwar sind die zu übertragenden Datenströme nicht zu DV kompatibel, dafür benötigt man für ein Schnittsystem keine besondere Hardware. Im besten Fall genügt ein einfaches Software-Update, um HDV schneiden zu können. Und trotz der vierfachen Bildgröße müssen auch keine größeren Festplatten angeschafft werden, da eine Stunde HDV-Video (wie auch DV) nur ca. 13 GB Festplattenplatz verbraucht. In der Praxis dürfte jedoch ein leistungsstarker Rechner eine große Hilfe darstellen. Denn für die Erzeugung von HD-Effekten benötigt man die vierfache Rechenleistung gegenüber normaler PAL-Auflösung.

 
Ausblick
Sollte die Bildqualität trotz der genannten Einschränkungen stimmen, wird mit Sonys neuem HDV-Modell sicherlich ein neues Zeitalter eingeläutet. Auch ohne einen eigenen HDTV-Fernseher im Wohnzimmer sprechen bereits viele Gründe für das neue Format. Wer beispielsweise plant, mit Video für die große Leinwand zu produzieren, der bekommt mit dem ersten HDV-Camcorder durchaus ein Instrument in die Hand, um gegenüber DV (oder sogar DigiBeta) mit deutlich höherer Schärfe zu produzieren. Solche Anwender dürfte ein Einstiegspreis um die 3000 Euro auch nicht abschrecken, denn 35mm-Material ist noch um einiges teurer.
Dazu sollte man nicht vergessen, dass man mit einer HDV-Kamera auch einen guten DV-Camcorder mitgeliefert bekommt. So lässt sich beispielsweise schon heute auf HDV aquirieren, und dennoch das Material vorerst als DV bearbeiten. Auch unter dem Aspekt der Zukunftssicherheit ist HDV daher sicherlich eine Überlegung wert.
Wie sich das Format tatsächlich in der Nachbearbeitung verhält (Stichwort Farbkorrektur, Effekte und Kompatibilität) wird sich sicherlich in der nächsten Zeit zeigen.
Sollte es hier zu gravierenden Einschränkungen durch die starke Kompression kommen, kann man immer noch auf die Konkurrenz hoffen. Denn es ist durchaus möglich, dass Panasonic die Gunst der Stunde nutzt, um mit einem weniger „limitierten“ HD-Consumer-Format dagegen zu halten. Die Revolution ist zwar da, aber noch lange nicht entschieden...
 

Quelle: slashCAM Editorials